IN MEMORIAN

Die Erinnerungsseiten für unsere verstorbenen Lieblinge

Wir waren seinerzeit gerade zusammengezogen, meine Frau und ich, in eine kleine Zweizimmer-Wohnung unterm Dach, und auf der Suche nach einem alten Kotten oder Bauernhof. Wie das damals so war und auch noch heute der Traum vieler junger Paare ist.

Wir wollten in unserer Dachwohnung Tiere halten, das war dort zwar möglich, aber nicht erlaubt: Unsere Vermieterinnen waren zwei alte Schwestern, die dem klassischen Image von zwei alten Jungfern derart perfekt entsprachen, daß ich sie anfangs für aus einem Film entsprungen hielt.

Eines Tages hatte ich aus beruflichen Gründen in Bochum zu tun und kam zufällig auf der Strecke Bochum-Hattingen an dem Schild „Zum Tierheim“ vorbei. Zwischen meinen Terminen blieb genug Zeit - also einfach mal ´reingeschaut. Es war ein kleines Tierheim und zu der Zeit auch nicht so voll, wie es heute fast überall üblich ist. In einem der Hundezwinger saß - ein Basset!

Ein reinrassiger, zwei Jahre alter Basset-Rüde. Nicht so groß und schwer, wie es manche englischen und amerikanischen Bassets oft sind, aber perfekt in den Proportionen, schön dreifarbig - und mit was für Augen!

Ganz cool saß der Kerl da und ließ mich mit seinem Blick nicht mehr los.





Nun muß man wissen, daß gerade damals die Werbung für die Schuhmarke „Hushpuppies“ mit einem Basset als Logo gestartet war. Daher waren Basset recht populär - und dies war auch so ziemlich meine einzige Kenntnis von Bassets..

Bloß, daß ich sofort eine Affinität zu der Rasse hatte: Die sahen ja genau so aus wie ich! Lang, nicht gerade dünn, Schlappohren habe ich auch, traurig gucken kann ich ebenfalls  und was das Schlabbern beim Trinken angeht.......


Zurück zum Tierheim: Aus den bekannten Gründen kam es natürlich überhaupt nicht infrage, einen Hund anzuschaffen. Dazu kam, daß dieses Biest wohl ungeheuer aggressiv sein mußte, da er deshalb abgegeben wurde, weil er Herrchen abends nicht mehr ins Bett lassen wollte, wenn Hund mit Frauchen darin lag (muß das eine geile Braut gewesen sein!).


Er wog rund 25 Kilo. Ich weiß das deshalb ganz genau, weil wir ihn jeden Tag dreimal runterschleppten, und dreimal wieder rauf. Vorbei an den alten Jungfern. Er hatte wohl auch irgendwo gelesen, daß es für Bassets nicht besonders gut sein soll, steile Treppen zu steigen und daher überhaupt nichts dagegen, durch die Gegend geschleppt zu werden.


Das einzige Problem war, ihm klarzumachen, daß er unterwegs die Schnauze zu halten hatte. Wenn ihn doch jemand von den übrigen Mitbewohnern zu sehen bekam, haben wir immer was von „wir passen heute nur auf ihn auf“ oder „sein Frauchen liegt im Krankenhaus“ gemurmelt. Seit der Zeit sind meine Frau und ich auch perfekt darin, durch stockdunkle Hausflure und über steile Treppen vollkommen lautlos zu schleichen. Wir überlegen schon seit Jahren, für was wir diese Fähigkeiten eigentlich noch nutzen könnten.....


Als es dann doch eines Tages krachte, weil man nun wirklich nicht mehr als 6 Monate lang einen Basset verstecken kann, standen wir vor der Alternative: Hund weg oder Kündigung.


Natürlich kam der Hund weg! Wir gleich mit. In ein uraltes, aber billiges Miethäuschen mit genug Wiese drumherum auf dem Land. Es gab 80 Bewerber. Aber meine Frau war schwanger. Nicht wirklich, aber das haben wir dem Bauern erzählt. Später war dann das Verhältnis zu ihm immer irgendwie gespannt......


Leider hatten wir jetzt zuviel Platz. Für nur einen Hund. Ein Bekannter mußte seine Schäferhündin abgeben. Wir lernten den Halter einer Beagle-Meute kennen, der zufällig einen guten Platz für einen Rüden und drei Hündinnen suchte. Weil deren Nasen für die Schleppjagd nicht besonders taugten. Nach kurzer Zeit tobten an die 20 Hunde um´s Haus. Sir immer mitten drin. Ein toller Hund: Lieb, aber trotzdem selbständig, ganz klar der Boss in der „Meute“ - und jederzeit bereit, sich von irgendwelchen Welpen die Ohren noch länger ziehen zu lassen. Natürlich besonders gern von den eigenen. Denn wir haben einige Male von ihm und seinen Damen Welpen gezogen - und darüber sehr viele nette Leute kennengelernt, wo sein Nachwuchs zum Teil heute noch lebt - einige sind inzwischen steinalt. Die Hunde meine ich.


Sir selbst wurde 14 Jahre alt, war kaum krank und starb in meinen Armen. Er liegt heute im Garten neben etlichen anderen, uns lieb gewordenen Mitbewohnern.


Er verdient deshalb nach unserer Meinung einen besonderen Platz in unserer Erinnerung, weil er der Auslöser war für all` die wunderbaren Erlebnisse, die wir mit Tieren hatten: Die Ponyfohlen, die häufiger mal mitten in der Küche standen, die Katze, die das sagenhafte Alter von 24 Jahren erreichte, eine Jagdmeute von fast 100 Beagles. Durch ihn habe ich am Heiligen Abend mit unserem tollen Tierarzt Dr. H. aus Coesfeld noch per Kaiserschnitt etlichen Welpen auf die Welt geholfen, während draußen schon die Glocken läuteten.


Zur Zeit haben wir leider keine Bassets. Aber wir haben Bekannte in Bochum.......

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